Der Wetterbericht am Donnerstag sagt ein Frühlingswochenende mit Sonnenschein und recht angenehmen Temperaturen voraus. Ist doch klar, dass wir dann nicht unbedingt untätig zuhause sitzen möchten. Also werden Überlegungen angestellt, wie wir das Wochenende gestalten könnten. Da wir uns für dieses Jahr vorgenommen haben, viel mit dem Fahrrad unterwegs zu sein, haben wir uns für eine Radtour im Münsterland entschieden.
Im Internet sind wir auf einen Radrundweg mit dem schönen Namen „Lüdinghauser Acht“ gestoßen, der unseren Vorstellungen sehr entgegen kommt. Die Anfahrtszeit zum Startpunkt in der Drei-Burgen-Stadt Lüdinghausen liegt von uns aus bei unter einer Stunde und es ist eine Rundtour, so dass es keinerlei Planungen bzgl. Übernachtungen oder Öffentlicher Verkehrsmittel bedarf.
Die „Lüdinghauser Acht“ wird im Internet als eine besondere Pättkes- und Leezen-Tour beschrieben, auf deren Route drei Wasserburgen, lange Alleen und malerische Landschaften die Hauptrolle spielen. Schon die Beschreibung Pättkes- und Leezen-Tour macht uns neugierig, denn wir können mit den Begriffen nicht wirklich etwas anfangen. Aber eigentlich ist es ganz einfach (wenn man aus dem Münsterland stammt)! Der Münsterländer Volksmund nennt das Fahrrad nämlich Leeze und Pättkes sind nichts anderes als ihre Radwege.
Die Lüdinghauser Acht teilt sich in die ca 23 km lange Nordtour und die ca. 21 km lange Südtour auf. Wir haben uns heute für die Nordtour entschieden, da diese drei Wasserburgen passiert. Der Startpunkt beider Touren beginnt gleich an der ersten Burg, der Lüdinghauser Burg in der gleichnamigen Stadt Lüdinghausen.
Gleich neben der Burg befinden sich Parkplätze, so dass wir bequem unser Auto abstellen können und mit Blick auf die Burg radeln wir los. Es geht durch einen kleinen Park und schon stehen wir vor der Brücke zur Renaissanceburg Lüdinghausen.
Heute beherbergt die Burg Schulungsräume der VHS, in der Burg darf geheiratet werden, sie steht als kulturelles Zentrum allen Interessierten offen und dient als Fahrradstation des ADAC.
Auf dem kleinen Platz vor der Burg finden wir auch die Hinweisschilder für die Lüdinghauser Acht und so machen wir uns auf den Weg. Schon nach ein paar Metern sollen wir links abbiegen und… stehen vor einem Bauzaun. Ein weites Areal ist für Bauarbeiten abgeriegelt und es sieht so aus als ob dort u. a. ein neuer Radweg angelegt wird. Für uns heißt das jetzt einfach geradeaus um die Burg herum zu fahren, um in Richtung unserer Rundtour zu kommen.
Bei dieser Radtour im Münsterland werdet ihr einige Burgen entdecken
Nachdem wir eine Brücke überquert haben, entscheiden wir uns nach rechts durch eine Schrebergartenanlage zu fahren. Dann halten wir uns links, überqueren eine weitere Holzbrücke und gelangen auf eine Hauptstraße. Dort halten wir uns rechts und da wir bisher parallel zum eigentlichen Weg gefahren sind, erreichen wir an der nächsten Straßenkreuzung auch den Radweg mit der entsprechenden Wegauszeichnung. Und hier sehen wir auch schon die nächste Wasserburg, die Burg Vischering. Ein alter Baumbestand läßt Blicke auf die sehr einladende alte Burg zu, aber wir entscheiden uns die Burg erst am Ende der Radtour zu besuchen.
Jetzt folgen wir dem ausgeschilderten Weg. Dabei geht es über Radwege, aber auch über wenig befahrene Verkehrsstraßen. Wiesen- und Feldflächen die in einem frischen, frühlingshaften grün leuchten, weit auseinander liegende Bauernschaften, die ein Gefühl der Abgeschiedenheit vermitteln und durch ihre rot verklinkerten Fassaden rustikale Gemütlichkeit ausstrahlen.
Burg Kakesbeck
Ohne es schon zu erwarten, erreichen wir nach einiger Zeit die Burg Kakesbeck, die durch ihre Größe und die Gräften schon sehr imposant wirkt. Gräften sind übrigens die Wassergräben, die die Burganlagen umgeben. Die Burg Kakesbeck liegt ca. 5 km außerhalb von Lüdinghausen und soll eine der größten mittelalterlichen Burgen des Mittelalters im Münsterland gewesen sein. Heute ist die Reitakademie Burg Kakesbeck und das zugehörige Gestüt Moorhof auf dem Burggelände zu finden. Eine Besichtigung der Burg ist aber nur nach vorheriger telefonischer Anmeldung möglich.
Kurz nach der Burg Kakesbeck verlassen wir dann die Verkehrsstraßen und fahren auf unbefestigten Wegen an wunderschönen Birken und Obstbäumen vorbei, bevor es dann wieder auf befestigten schmalen Straßen durch beeindruckende Bauernschaften geht.
An einer Wegkreuzung entdecken wir unter einem großen Baum eine gemütliche Bank mit der Aufschrift „Bank der Freude“. Ich gehe mal davon aus, dass der tolle Rundum-Blick, den man von hier über die Wiesen, Felder und alten Baumbestände hat, gemeint ist. Wir nutzen die Bank jetzt aber nicht nur zum Genießen der Aussicht, sondern auch zu einer kleinen Mittagspause. Schließlich will ich ja nicht umsonst Brot, Käse und Schinken auf dem Fahrrad spazieren fahren.
Weiter geht es über eine idyllische Allee mit alten Apfelbäumen und einer langen Ahornallee bis wir schließlich wieder in Lüdinghausen ankommen. Ein kleines Stück des Weges führt uns noch durch die Stadt, bevor wir wieder an der Burg Vischering ankommen.
Zu einer Radtour im Münsterland gehört unbedingt ein Besuch der Burg Vischering
Die trutzige Wehranlage Burg Vischering liegt wunderschön inmitten der Gräften und einer ursprünglichen Parkanlage. Über eine imposante Zugbrücke erreicht man zunächst die befestigte Vorburg. Von dort kann man über eine weitere Brücke auf die Hauptburg gelangen, die beeindruckend aus einer großen Gräfte empor ragt. Die rot-weißen Fensterläden strahlen in der Sonne und verleihen der Burg etwas Mittelalterliches aber auch Fröhliches.
Bevor wir uns über die Zugbrücke zu dem in der Vorburg untergebrachten Café Reitstall und dem Museum aufmachen, genießt Bernd die Sonnenstrahlen auf einer breiten Steinmauer vor der Burg, während ich mit dem Fotoapparat unterwegs bin.
Im Innenhof der Vorburg ist ein nettes Café in den alten Reitställen der Burg untergebracht. Entweder könnt ihr gemütlich im Innenhof sitzen oder aber in einer der alten Pferdeboxen, die liebevoll zu Sitzecken hergerichtet worden sind. Es werden kalte und warme Getränke und leckere Kuchen angeboten, die ihr euch per Selbstbedienung an euren Tisch holen könnt.
Direkt neben dem Café findet ihr das Münsterlandmuseum in dem ihr über das Mittelalter und die Frührenaissance viel erfahren könnt. Ebenso gibt es dort abwechselnde Kultur- und Kunstausstellungen und auch für Kinder gibt es viel zu entdecken. Ein museumspädagogisches Programm entführt die Kinder spielerisch in das Mittelalter.
Öffnungszeiten:
April bis Oktober: dienstags – sonntags von 10 – 13 Uhr und von 13:30 – 17:30 Uhr
November bis März: dienstags – sonntags von 10 – 13 Uhr und von 13:30 – 16:30 Uhr
Die Eintrittskarte für Erwachsene schlägt mit 2,50 EUR zu Buche, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre bezahlen 1,00 EUR und eine Familienkarte könnt ihr für 6,00 EUR erwerben.
Tipp: Samstags und sonntags verkauft übrigens Ritter Hellmich im kleinen Wachhäuschen gegenüber vom Museum richtig leckeres Brot.
Nachdem wir nun ein wenig das Gesicht in die Sonne gehalten haben und uns ein leckeres Stück Erdbeer-Rhabarber-Sahnetorte wieder mit der nötigen Kraft versorgt hat, machen wir uns auf, um noch einen Spaziergang durch den Park, der zwischen den Gräften liegt, zu machen.
Die Burg kann hier ganz bequem umrundet werden und es bieten sich immer wieder neue Blickwinkel auf die Burg. Der Park hat einen tollen alten Baumbestand und überall findet man kleine Blütenteppiche, die wunderbare Farbtupfer zwischen die Bäume zaubern.
Von irgendwo tönt lautes und aufgeregtes Gequake. Beim näheren Hinschauen erkennt man durch die Bepflanzungen einen weiteren Wassergraben. Einmal durch die Büsche schlagen und der Ursprung des Gezeters ist klar. Hier, in diesem etwas versteckt und idyllisch gelegenen Teil des Parks, haben nämlich viele Enten ihr Zuhause gefunden und vergnügen sich auf dem Wasser.
Nachdem wir den Park genossen haben, geht es wieder auf das Fahrrad. Über den Radweg erreichen wir ein paar Minuten später den Parkplatz an der Lüdinghauser Burg. Diese Radtour im Münsterland können wir nur empfehlen und die Südroute steht schon auf dem Programm.
Hier findet ihr noch weitere Informationen zur Radtour im Münsterland:
- Radtour – Lüdinghauser Acht
- Burg Lüdinghausen
- Burg Vischering
- Burg Kakesbeck
- Radfahren in Lüdinghausen
- Café Reitstall