Auf der Insel Sylt gibt es ein Fleckchen Erde, das wir besonders lieben. Ein Stückchen Natur, das ganz leise und sanft daher kommt und irgendwie überhaupt nicht so bekannt ist – die Braderuper Heide.
Die Braderuper Heide liegt zwischen Kampen und Braderup an der Ostseite der Insel. Eine wunderschöne ca. 140 ha große Heidelandschaft, durch die man auf gemütlichen Wanderwegen spazieren kann. Holzstege- und Treppen führen dabei die sanften Hügelchen hinauf und hinab. Der Blick gleitet abwechselnd über das Wattenmeer oder über die weitläufige Heidefläche. Ab und zu äugeln ein paar aufmüpfige Bäume über die Heide. Oder einige wenige wunderschöne, reetgedeckte Häuser, die sich zwischen Erderhebungen und Bäumen verstecken, lenken die Aufmerksamkeit auf sich.
Geht man am unteren Rand der Heide, direkt am Wattenmeer entlang, dann tut sich ein wunderschöner Blick auf die weißen Wanderdünen von List, Teile von Kampen oder das Festland auf. Und dabei ist es wunderbar ruhig. Oftmals wird man nur durch Vogelgezwitscher „gestört“, denn vom Geschrei der Möwen ist hier nichts zu vernehmen.
Die Braderuper Heide ist übrigens keine natürliche Heidelandschaft, sondern durch menschliche Einflussnahme zu einer Kulturlandschaft geworden. Früher waren diese Gebiete Wälder, die irgendwann abgeholzt wurden. Durch das Abholzen gingen dem Boden viele Nährstoffe verloren und auf diesen Flächen siedelte sich dann die anspruchslosere Geestheide an. Die Menschen nutzten die Heidepflanzen zum Heizen ihrer Wohnhäuser oder als Streu für ihre Ställe.
Viel Heidefläche in Schleswig-Holstein ging bisher verloren, da die Heide einer großen Pflege bedarf, damit sie erhalten bleibt. Auf Sylt sind seit über das 1000 Jahren das Brennen als Pflegemaßnahme zurückzuverfolgen. Ebenso gelten die Beweidung und heute das maschinelle „Plaggen“ als solche Maßnahmen. Beim Plaggen trägt man die oberste nährstoffreiche Humusschicht ab, so dass die Heide nicht wieder verholzt. Da es ca. 60 Jahre dauert bis der Boden wieder den gleichen Nährstoffgehalt, wie vor der Maßnahme entwickelt, hat das letzte Plaggen in der Braderuper Heide 1995 stattgefunden.
Auf Sylt ist noch 50 % des gesamten schleswig-holsteinischen Heidevorkommens zu finden.
Klar, dass wir uns auch in diesem Urlaub wieder auf den Weg in die Braderuper Heide gemacht haben, um Abwechslung zum rauschenden Meer, Wind und Wellen zu bekommen. Mit dem Auto geht es nach Braderup. (Im Sommer kann man übrigens wunderbar mit dem Rad dorthin fahren…) Dort steuern wir den Parkplatz „Braderuper Heide“ an, stellen unser Auto ab und gehen bei strahlendem Sonnenschein in Richtung Wattenmeer, um unterhalb der Heidelandschaft in Richtung Kampen zu laufen. Das Wetter ist einfach traumhaft und wir können unser Glück kaum fassen, dass es an einem Wintertag so wunderschön sein kann. Langsam bummeln wir am Wasser entlang und genießen das Blau des Himmels, das leise Geräusch des Wassers, wenn es an den Strand schwappt und bestaunen weißen Sand, braune Heide und tiefgrüne Kiefern.
Nach einiger Zeit endet dann der Sandstrand und wir laufen auf einem sandigen Weg weiter in Richtung Kampen. Sanft schwingende Gräser verändern jetzt die Perspektive auf das Meer und wir setzen uns auf eine Bank und genießen die Stille. Während unserer Pause haben wir beschlossen, bis nach Kampen zur Kupferkanne (Kultcafe auf Sylt) weiter zu laufen, um uns dort ein leckeres Stückchen Kuchen zu gönnen.
Also aufstehen, herum drehen und einen Schreck kriegen. Irgendwie haben wir gar nicht bemerkt, dass hinter uns nichts mehr vom blauen Himmel zu sehen ist. Der Himmel ist jetzt dunkelgrau und am Horizont sieht man bereits, dass es dort regnet. Also werfen wir unser Projekt „Kaffee trinken in der Kuperkanne“ über den Haufen und machen uns auf den Rückweg zum Auto.
Das Farbenspiel, dass sich uns jetzt bietet, ist einfach faszinierend. Blauer Himmel hinter uns, tiefgrauer Himmel vor uns und die Sonne, die es irgendwo dazwischen auch noch gibt, tauchen Sand, Meer und Dünen in Farben, die im Zusammenspiel einfach surreal wirken. Obwohl wir jetzt ziemlich flott unterwegs sind (es fängt nämlich bereits an zu hageln) sind wir begeistert. Irgendwann packe ich dann auch den Fotoapparat weg, da ich Angst habe, dass er das Wasser von oben nicht aushält. Bernd, der grinsend zuschaut, wie ich im Schweinsgalopp mit meiner Tasche kämpfe, stellt fest: „Lass den Fotoapparat draußen. Das Wegpacken lohnt sich nicht. Schau einfach mal nach hinten!“ Und da wurde der Himmel schon wieder tiefblau und die Sonne kommt zum Vorschein.
Also so viel Wetter innerhalb von einer viertel Stunde haben wir bis dato auch noch nicht erlebt und das wechselnde Farbenspiel war einfach ein Träumchen.
Beendet haben wir unseren Spaziergang übrigens 10 Minuten später bei strahlendem Sonnenschein.
Ihr möchtet mehr zur Braderuper Heide erfahren? Dann schaut doch mal hier:
Naturschutzgemeinschaft Sylt e.V.
Sylt hat soviele Facetten und Gesichter! Ihr möchtet mehr erfahren?
Sylt, kennt ihr die Insel mit den vielen Gesichtern
4 Responses
Vielen Dank für einen Bericht aus dem hohen Norden Deutschlands.
Es gibt so viele schöne Ecken in der Heimat, die viel zu selten Beachtung finden.
Wir freuen uns über mehr solche Berichte.
Liebe Grüße vom Conntrip Team
Toll, dass euch unser Bericht gefällt. Du hast vollkommen recht… es gibt einfach Gegenden die nicht die nötige Aufmerksamkeit bekommen. Aber wir arbeiten dran… 🙂
Liebe Grüße
Manuela & Bernd
mit diesem Beitrag hast du Erinnerungen bei mir geweckt. Vor einigen Jahren bin ich ebenfalls durch die Braderuper Heide spaziert. Die Insel fasziniert mich seit vielen Jahren, sie ist leider so weit von uns entfernt.
Lg Dagmar
Hallo Dagmar, für uns ist Sylt in 6 Autostunden zu erreichen. Deshalb können wir unsere Lieblingsinsel häufiger besuchen.
Liebe Grüße
Manuela